Sehr verehrte Damen und Herren!
25 Jahre besteht der „Förderverein Schloss Beichlingen e. V.“!
Unsere Aufmerksamkeit und Anerkennung verdienen das in dieser Zeit Erreichte und Diejenigen, die es vollbrachten.
Fördervereine, so lehrt die Zeit, sind dann von Nöten, wenn Aufgaben zu lösen sind, für die der Staat oder Andere nicht direkt zuständig sind bzw. die keinen Gewinn versprechen. Das trifft im Jahre 1990 für Schloss Beichlingen zu.
Eine Situation ist entstanden, die die weitere Existenz des Schlosses in Frage stellt. Als „Volkseigentum“ beherbergt es in der DDR nacheinander mehrere Bildungseinrichtungen, wovon die Ingenieurschule für Veterinärmedizin „Kurt Neubert“ die letzte und bedeutendste ist. Mit der Bestätigung der Gültigkeit der Enteignungen im Rahmen der Bodenreform durch das Bundesverfassungsgericht, im April 1991, wird die Verfügungsgewalt der ehemaligen Eigentümer ausgeschlossen
Der junge Freistaat „Thüringen“ ist zuständig. Die Thüringer Ministerrunde beschließt bereits am 17.12.1990 die „Abwicklung“ der Ingenieurschule für Veterinärmedizin (und anderer Fachschulen).
Eine weitere Nutzung des Schlosses als staatlich geleitete Bildungsstätte ist nicht vorgesehen. Der Verkauf, also die Privatisierung, wird angestrebt und 2001 vollzogen. Es besteht allerdings ein allgemeines Interesse des Staates und entsprechender Vereinigungen an der Sicherung derartiger historischer Bausubstanzen. Dafür ist Geld zu erhalten, vorausgesetzt es gibt Personen, die sich um solche Objekte bemühen.
Ehemals mit dem Schloss Verbundene und solche, die ihr Herz für das Schöne Alte entdecken, finden sich.
Mit der Gründung des „Fördervereins zur Rettung von Schloss Beichlingen e.V.“ am 06. Juli 1991 ist die Absicht der Erlangung und des Einsatzes von Fördermitteln zum Erhalt der historischen Bausubstanz vordergründig verbunden. Die Niederschrift zur Gründung nennt 13 Namen.
Wie meistens ist aller Anfang schwer. Vor allem sind die Zuständigkeiten von Verein und Akademie Schloss Beichlingen GmbH, die bereits 1990 gebildet wird, festzulegen. Der gemeinnützige Förderverein kann keine wirtschaftliche Funktion ausüben. Die Verwaltung, der Einsatz und die Abrechnung der Finanzen erfolgen durch die Akademie.
Baumaßnahmen beginnen unmittelbar und sie kommen voran. Die Vereinsmitglieder Jürgen Wittnebert und Dr. Kurt Weinrich sind die Hauptakteure der baulichen Aktivitäten. Der Förderverein unterstützt diese Maßnahmen vielfach, unter anderem durch Recherchen in Archiven und besonders durch Beantragung von Fördermitteln.
Zunehmend organsiert der Förderverein kulturelle Veranstaltungen und erarbeitet Informationsmaterialien.
1994 erfolgt die Umbenennung in „Förderverein Schloss Beichlingen e.V.“ womit die dominierend kulturelle Ausrichtung seiner Tätigkeit zum Ausdruck gebracht wird. Mit der zunehmenden Zahl der kulturellen Vorhaben steigt der Arbeitsaufwand. Eine ständige Präsenz des Vereins wird erforderlich.
Dafür und für Beräumungen des Objektes sowie für kleinere Reparaturen stehen in wechselnder Anzahl, jeweils befristet, Kräfte zur Verfügung, die dem Förderverein vom Arbeitsamt im Rahmen von Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen (ABM) zugewiesen und bezahlt werden.
Eine wesentliche Existenzgrundlage des Fördervereins war und ist außerdem das Recht, Räume im Schloss für seine Aktivitäten kostenlos zu nutzen. Die jeweiligen Eigentümer gewähren das.
Mit der Reinigung, der Instandhaltung und teilweise der Ausstattung der Räume erbringt der Förderverein Gegenleistungen.
Wenn wir heute eine positive Bilanz des Wirkens des Fördervereins ziehen können, sollten wir diesen Umstand besonders schätzen. Die ersten 10 Jahre Förderverein fallen in eine Zeit der großzügigen Förderung. Sowohl finanziell als auch personell. Diese staatlichen Unterstützungen (auch ABM) entfallen nach 2001.
Der gemeinnützige Förderverein muß nun seine finanziellen Aufwendungen durch Einnahmen abdecken. Bisher ist das gelungen. Mitgliedsbeiträge, Förderung durch den Schlosseigentümer, Einnahmen für Führungen, Unterstützung durch die Sparkassenstiftung und private Spender gestatten Machbares. Viele Mitglieder leisten dafür vor Ort uneigennützig und ohne Vergütung manche Stunde. Dem Förderverein gehören heute 64 Personen an, zeitweilig zählten wir über 80. Von den Gründungsmitglieder ist Herr Paul G. Böing noch eingetragen.
Die Leistungen der Pioniere der ersten Stunden verdienen hohe Anerkennung. Ihr Enthusiasmus und ihr Engagement sicherten den Erfolg, den wir heute verbuchen können.
Als Vorsitzende haben Herr Klaus Römhild, Herr Paul G. Böing, Herr Hans Storch und Herr Torsten Köther über Jahre, ein manchmal schlingerndes Schiff gesteuert. Wenn Wellen von Ideen und Empfindlichkeiten hochschlagen, ist es nicht immer leicht, den Kurs zu halten.
Seit 1994 konzentriert sich der Verein mit Erfolg auf das Bekanntmachen des Schlosses und dessen Entwicklung zu einem Hort der Kultur. Veranstaltungen und Schlossführungen stehen im Mittelpunkt.
An Führungen im Schloss nehmen jährlich rund 2000 bis 3000 Besucher teil. In den Anfangsjahren kamen bis zu 6.000. Seit 1992 sind das etwa 115.000 Führungsgäste. Zehn gelungene und gut angenommene Konzerte, Theater für Kinder, Chortreffen und Kabarettdarbietungen gab es 2015. Das soll sich wiederholen.
Mit der Übersiedlung der für die Schlossverwaltung zuständigen Familie Weise nach Beichlingen gibt es, seit Beginn des Jahres 2014, eine neue Form des Zusammenwirkens und eine Erweiterung des Veranstaltungsangebotes.
Mit jährlich acht bis zehn zeitweiligen und einigen Dauerausstellungen sollen das Interesse am Besuch des Schlosses geweckt und angehenden Künstlern eine günstige Möglichkeit zur Darbietung ihrer Werke geboten werden. Über 100 Ausstellungen waren es bisher.
Wir können nach 25 Jahren feststellen:
„Der Förderverein besteht, weil die Anpassung an die veränderten Bedingungen gelang. Er wurde und wird entsprechend seiner Zielstellungen wirksam“!
Finanzielle Gewinne sind nicht zu verbuchen. Solche hat ein gemeinnütziger Verein auch gar nicht zu beabsichtigen. Somit sind Ergebnisse nur ideell und wenig messbar, etwa an
- wissensdurstigen Schlossbesuchern, die zufrieden hinabsteigen,
- Teilnehmern an Veranstaltungen, die gut gelaunt beschließen wieder zu kommen,
- Betrachtern von Ausstellungen, die sich vom Schöpfertum der Aussteller anstecken lassen
kurz gesagt alle Gäste, die wiederholt erscheinen und die neu gewonnen werden, sind Resultat der Vereinsarbeit.
Dennoch sollten wir nicht verkennen, dass die Besucher vorwiegend der älteren Generation angehören. Viele werden einmal wegbleiben. Das Angebot muß sich künftig auch an Jüngere wenden. Hinter allen Ergebnissen der Vereinsarbeit stehen Vereinsmitglieder und Sympathisanten. Heute wird uneigennützige ehrenamtliche Arbeit immer mehr zur tragenden Säule. Insbesondere denen, die regelmäßig Hand anlegen, spreche ich gern, im Namen des Vorstandes Dank und Anerkennung aus.
Hervorzuheben sind besonders:
Herr Lothar Bechler
Tragende und treibende Kraft über viele Jahre. Vereinsmitglied seit 1992; ab 01.08.1993 erstmals ABM.
Er mobilisiert nicht nur als Ideengeber, sondern schreitet jederzeit zur Tat. Anerkannt ist seine Arbeit als Historiker des Fördervereins.
Frau Pia Bauer
Ihrer Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit verdankt der Förderverein seit Jahren seine Präsenz. Umsichtig und gewissenhaft löst sie die vielseitigen Aufgaben vor Ort. Am 01.08.1996 kam sie erstmals als ABM nach Beichlingen.
Vielen Dank!
Das Fazit:
Der Förderverein hat in den 25 Jahren seines Bestehens viel bewegt.
Wir können auf eine erfolgreiche gemeinnützige Tätigkeit verweisen.
In die Zukunft sollten wir optimistisch blicken.
Im Namen des Fördervereins darf ich erklären:
Zuversichtlich, im Vertrauen auf
die Aktivitäten der Vereinsmitglieder,
die Wertschätzung des Schlosseigentümers,
die Unterstützung durch Sympathisanten,
das Wohlwollen von Spendern und
das nicht nachlassende Interesse treuer Schlossbesucher,
stehen wir weiterhin für die von uns übernommene kulturelle Mission!